Industriekultur
Das Phoenix-Gelände in Dortmund ist ein faszinierendes Beispiel für den Strukturwandel von der industriellen Nutzung zu einer modernen, städtischen Landschaft. Als ehemaliges Stahlwerk und Eisenhütte prägte die Phoenix-West-Anlage über Jahrzehnte die industrielle Entwicklung im Ruhrgebiet. Zwischen 1997 und 2004 dokumentierten viele Fotografen, darunter auch Sie, das Vergehen und den Umbau des Geländes in eine neue, urbanere Ästhetik. Diese Periode war nicht nur ein Zeugen des industriellen Rückzugs, sondern auch ein Symbol für die Anpassung und Transformation der Region.
Industriekultur auf dem Phoenix-Gelände
Das Phoenix-Gelände war einst der Standort eines der größten und bedeutendsten Stahlwerke Deutschlands. Zu seiner Hochphase produzierte das Werk jährlich Tausende Tonnen Stahl und beschäftigte Tausende von Arbeitern. Der typische industrielle Charme des Geländes – massive, rußgeschwärzte Gebäude, Stahlkonstruktionen, dampfende Schornsteine und die Geräuschkulisse der Maschinen – prägte über viele Jahre die Wahrnehmung der Region.
Im Laufe der 1990er Jahre begann jedoch der Strukturwandel im Ruhrgebiet, und die Stahlproduktion auf dem Phoenix-Gelände wurde eingestellt. Was übrig blieb, waren die monumentalen Relikte einer vergangen Ära – ungenutzte Hallen, Maschinen und Gebäude, die langsam von der Natur zurückerobert wurden, aber auch von städtischen Visionen für die Zukunft.
Fotografie als Dokumentation und künstlerische Auseinandersetzung
Meine Fotoprojekte zwischen 1997 und 2004 gehören zu einer Reihe von visuellen Zeitzeugen, die die Transformation des Phoenix-Geländes dokumentieren. Durch meine Linse konnte man das faszinierende Wechselspiel von Verfall und Umgestaltung erleben. Verlassene Hallen mit rostigen Stahlträgern, verrostete Maschinen und die scharfe Kante der Architektur standen im Kontrast zu den ersten Anzeichen einer Wiederbelebung des Geländes. Diese Bilder sind nicht nur technische Dokumentationen, sondern auch künstlerische Reflexionen über das Ende einer Industrieära und den Beginn einer neuen urbanen Identität.
Meine Aufnahmen fingen nicht nur die Strukturen und die monumentale Größe der verlassenen Industriegebäude ein, sondern auch die melancholische Schönheit des Verfalls. Die verfallenen Fabrikhallen und die teils überwucherten, leer stehenden Räume wurden zu symbolischen Orten für den Wandel und die Vergänglichkeit, aber auch für die Wiederbelebung und Neugestaltung.
Die Transformation: Vom Industrieareal zum modernen Stadtquartier
Ab den frühen 2000er Jahren begann man, das Phoenix-Gelände zu einem modernen Stadtteil umzugestalten. Es entstanden Bürogebäude, Wohnanlagen, Freizeitflächen und kulturelle Einrichtungen. Das alte Stahlwerk verschwand schrittweise hinter Neubauten, und viele der historischen Gebäude wurden aufwendig saniert, um ihre industrielle Vergangenheit zu bewahren, aber gleichzeitig in eine moderne Nutzung zu überführen.
Für Ihre Fotografie bedeutet dies, dass der Blick auf die Geschichte und den Verfall von Gebäuden gleichzeitig ein Blick auf das Neue, das Entstehende und die Anpassung an die Zukunft war. Die Bilder zeigten nicht nur den Verfall der alten Industriebauten, sondern auch die Veränderungen im Stadtbild – eine Dokumentation des Übergangs von einer Arbeitermetropole hin zu einer modernen, multifunktionalen Stadtlandschaft.
Industriekultur als Erbe und Inspiration
Das Phoenix-Gelände ist heute ein Symbol für die Industriekultur des Ruhrgebiets und gleichzeitig ein Beispiel für den gelungenen Umbau und die Wiederbelebung ehemaliger Industrieflächen. Für viele Fotografen und Künstler, die sich mit der Industriekultur auseinandersetzen, bietet dieses Gelände eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration. Die fotografische Arbeit über den Wandel des Phoenix-Geländes ist mehr als nur eine visuelle Erfassung des Verfalls – sie ist eine Auseinandersetzung mit dem Erbe der Region, der Verbindung von Vergangenheit und Zukunft und dem ständigen Wandel städtischer Räume.
Insgesamt ist das Phoenix-Gelände in Dortmund nicht nur ein Ort der Erinnerung an die industrielle Geschichte des Ruhrgebiets, sondern auch ein Raum für kreative und künstlerische Auseinandersetzungen, der als Metapher für den Transformationsprozess der Region steht. Ihre Fotografien aus dieser Zeit tragen maßgeblich dazu bei, diesen historischen Moment und die damit verbundenen Emotionen festzuhalten.
Eva-Maria Horstick 2008 _ Mehr Projekte/ Photos gern auf Anfrage.